Montag, 26. September 2011

sieben

Mir wird gesagt, ich sei magersüchtig. Das stimmt nicht. Sie lügen mich an. Mir ins Gesicht. Sehen mir dabei in die Augen. Jetzt ist eine Therapie für mich angesetzt. Meine Mutter hat irgendetwas mit dem Arzt besprochen. Er sieht aus, als hätte er eine Kartoffel im Gesicht. Mitten drin. Wahrscheinlich würde ich darüber lachen. Mir ist nicht nach lachen. Im Moment nicht. Mir ist überhaupt nicht nach fröhlich sein. Sie haben mir keine Waage ins Zimmer gestellt. Ich habe gesagt, dass ich eine will. Hören sie mir zu? Dabei kann ich nicht einmal richtig aufstehen. Wenn eine hier wäre, würde ich mich besser fühlen. Da bin ich mir sicher, weil ich mich sicher fühle. Dann, wenn ich eine habe. Dann kann ich es kontrollieren. Das können sie alle nicht verstehen. Sie sind nicht wie ich. Sie sind anders. Ganz anders. Sie sagen, sie verstünden mich. Mich und meine Lage. Dabei verstehen sie gar nichts. Wieder eine Lüge. Eine Lüge im Meer von tausend Lügen.
Der Tropf an meiner Hand stört mich. Es soll weg. Alles soll weg. Ich möchte so gerne nach Hause. Hier kann ich die Kontrolle verlieren. Ich muss aufpassen.
Plötzlich geht die Tür auf. Ich erschrecke mich. Eine Krankenschwester. Mit Frühstück?! Nein, sie hat sich sicher im Zimmer geirrt. Ich habe nie gesagt, ich möchte. Ich habe gesagt, ich möchte nicht.
Sie klingt sehr nett, wenn sie spricht. Trotzdem ist da eine Blockade sie zu mögen. Sie bringt mir zu essen.
Sie stellt es auf den Tisch neben meinem Bett. Ich solle schön alles aufessen, sagt sie mit einem Lächeln. Das Lächeln gefällt mir auch, aber ich kann sie trotzdem nicht leiden. Gar nicht.
Sie ist wieder weg. Mir fällt gar nicht ein etwas davon zu essen. Unnötig. Unnötige Verschwendung. Sie werden es wegschmeißen müssen.

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